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- lousteiger
- 20. Okt. 2023
- 3 Min. Lesezeit
i want a home i wanna home i want to have a home now please a home give me home
heute mittag waren wir zwei stunden unterwegs zu fuss und haben in der strasse und bei einigen empfohlenen adressen nach einem apartment für m. gesucht. er hat mich gefragt, ob ich ihn begleiten würde, da sein englisch begrenzt ist. natürlich.
wir gehen los und unterwegs beginnt er irgendwelche leute anzusprechen: hello excuse me i'm looking for a home, do you now anything. meine erste innerliche reaktion war: was, du fragst einfach leute auf der strasse, das klappt doch nie. gegenteilig meiner erwartung, antwortete die angesprochende person: hey i know that our house is full but you no this place on this street it's run by this man he owns this building, go and ask him. und das geschah heute drei mal. ich sagte später zu m., dass in der schweiz mensch froh sein kann, wenn er*sie ein lächeln und ein, nein leider nicht erhält. die meisten menschen würden dich wahrscheinlich schräg anschauen und sagen, ehm nein, schau doch im internet. aber hier läufts so. die insel ist so klein. bis auf eine person waren alle sehr nett und hilfsbereit. ich war sehr positiv überrascht. wir haben auch eine "wohnung" (ein raum mit elektrischer heizplatte und dusche) gefunden. für 400 euro pro monat, was sehr viel geld ist für hier. wir werden weitersuchen.
heute um 6 gibt es eine kundgebung für palästine und wir gehen mit den leuten vom center hin. den ganzen morgen haben wir plakate und tücher bemalt. zuerst wollten die jungs nicht mithelfen und haben mir nur zugeschaut dabei zugesehen wie ich bastelte aber bald haben auch sie angefangen zu malen. es war sehr schön. es gibt ein typ, der schaut mich immer schräg an und sagt, haram haram, wenn er mich sieht. ich schau dann böse zurück und er schaut weg. heute het er es nur einmal gesagt und dann gelächelt. er ist der einzige, der so zu mir tut. alle anderen sind unglaublich herzlich. so herzlich. jeden tag ein riesen lachen im ganzen gesicht. wenn sie mich sehen, werde ich gefragt wie es mir und meiner familie geht, ob sie mir irgendetwas helfen können. wir schöpfen dann gemeinsam reis ab, oder räumen das lager auf, putzen die küche, hören arabische musik und machen witze. ich verstehe arabisch natürlich immer noch nicht wirklich. aber es hat sich so ein verständnis eingestellt. ich glaube es funktioniert über die körpersprache. die wahrscheinlichkeit, dass ich richtig errate, was sie mir sagen ist höher geworden. wir sprechen eine sehr intensive nonverbale sprachen. die augen! die augen haben so viel zu sagen. es ist krass, wie sensibel wir einander zu hören/schauen und auf einander reagieren.
ich habe in den letzten monaten oft darüber nachgedacht, was ein zuhause ist, was es für mich bedeutet, ob ich eine wohnung brauche um ein zuhause zu haben. ich glaube nicht, denn mein zuhause ist irgendwie dort, wo die menschen sind, die ich liebe, es hat wenig mit eigenen vier wänden zu tun. für mich jedenfalls. und doch sehne ich mich immer wieder danach meinen persönlichen rückzugsort zu haben.
die menschen hier haben oft keine wohnung. sie leben in containern, in verlassenen läden oder auf der strasse. dazu kommt, dass sie nun auch kein zuhause mehr haben. viele menschen, die sie lieben sind tod, ihre ehemaligen wohnungen, quartiere zerbombt. ich kann mir nicht vorstellen, was für ein schrecklich quälendes gefühl das sein muss.
ich werde heute auf die strasse gehen und daran denken, dass jeder mensch ein zuhause verdient hat und dass ich glücklich bin, eines zu haben.
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