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nicht vergessen

  • lousteiger
  • 30. Okt. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

i. und b. haben ihre pässe erhalten. j. noch nicht. er bleibt hier und sie reisen weiter nach athen. er ist minderjährig und schläft auf der strasse. es bricht mir das herz, dass er alleine zurück bleibt. am liebsten würde ich ihn adoptieren, doch das löst die probleme langfristig auch nicht. oder doch? nein, ich kann mich ja knapp selber durchbringen, wie soll ich da für einen pubertierenden jugendlichen sorgen können. und er hat ja familie. sie ist einfach nicht da. sein vater ist tod, gestorben im krieg. seine mutter und schwester sind in der türkei. und er und b. sind unterwegs nach holland. die mutter und die schwester kommen dann nach. ich frage mich, wann sie wohl in holland ankommen und ein angenehmes leben haben. beim jetzigen tempo der behörden kann das noch jahre dauern.


heute in zwei wochen bin ich nicht mehr hier auf kos sondern in chur in einem theater am proben. uff ich kann's mir grad gar nicht vorstellen. nicht zu wissen, wie es weiter geht mit den menschen hier. ich habe angst, dass ich zurückkehre und vergesse, was ich hier alles gesehen, gehört und erlebt habe. ich will nicht vergessen, ich will mir jeden tag ins bewusstsein rufen, was die menschen in den camps durchleben müssen. nicht nur die in den camps, die auf der strasse, die im krieg, die in einem bombardierten land, die die ihre familie verloren haben, die die einen asylpass haben, wo ihre nationalität nicht vermerkt ist, weil ihr land nicht anerkannt wird, die die aufgrund ihres aussehens auf der strasse angestarrt werden, die die keine schuhe für ihre kinder haben, die die anstelle kleider für sich, einen schal für ihre grossmutter nehmen, die die sich seit monaten von reis ernähren, die die wochenlang in ungewaschenen kleider schlafen und aufstehen, die die sich für eine wohnung bewerben aber nicht mal eine chance haben, weil ihr name verrät, dass sie einen anderen hintergrund haben als die vermietenden, die die sich zum hallo sagen umarmen, in die augen schauen, am nacken halten und sich mein schatz nennen, die die freude an einem nagelklippser haben als wär's ein ticket in die freiheit, die die bereit sind jede arbeit zu machen, solange es arbeit ist, die ihnen geld zum überleben bringt, die die jeden tag aufstehen und sich nicht beklagen, obwohl sie gründe dazu hätten, die die ihre eltern verehren auch wenn sie sie hassen, die die knapp volljährig schwanger sind und in einem fremden land ihr kind aufziehen versuchen, die die ihre eigentliche geschlechtsidentität verstecken müssen, weil sie sonst verfolgt werden, die die menschen wie mir, die teil des unterdrückungsapparats sind mit einem lächeln begegnen, die die niemanden zum begegnen mehr haben, die die alles verloren haben, die die leiden und weinen und schreien und nicht gehört werden, die will ich hören, jeden tag und nicht vergessen.

 
 
 

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